Kulturelle Autonomie - warum?

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Warum sollte Oberschlesien kulturelle Autonomie bekommen?

Johann Demel (Ritter von Elswehr, 1825 bis 1892) – Jurist und Politiker

Johann Demel (Ritter von Elswehr,
1825 bis 1892) – Jurist und Politiker.


Seit der Revolution 1848 haben Anhänger einer schlesischen Unabhängigkeit,  allen voran Johann Demel von Elswehr, Franz Hein und Hans Kudlich als Union Österreichischer Schlesier zusammengefunden. „Die Szlonzakian-Bewegung hatte sich in den neunziger Jahren des 19. Jahrhunderts ausgebreitet und sammelte slawische Menschen, die weder Polen noch Tschechen wählen wollten, und die Bindung an eine separate schlesische Nation wählten“ - Zitat aus der Zeitung Nowy Czas (Neue Zeit).
Bei organisierten Versammlungen wurde vom Geistlichen Józef Szafranek
„Es lebe die schlesische Nationalität“ gesungen und Aufrufe zur Vereinigung des preußischen Oberschlesiens und des österreichischen Schlesiens erhoben. Durch die Märzrevolution war kulturelle Autonomie der Zeitgeist jener Zeit.   

Josef Koždoň (1873 bis 1949) – Politiker

Josef Koždoň (1873 bis 1949) –
Politiker.

 

Bereits vor dem Ersten Weltkrieg war er der Vordenker einer zukünftigen kulturellen Autonomie. Nach dem Muster der Schweiz sollte Oberschlesien – politisch neutral, wirtschaftlich entwickelt und sprachlich gemischt - ein kulturelles Vorbild sein. 

Seine „Schlesische Volkspartei“ hatte rund 100.000 „Szlonzakian“ Anhänger mit denen er für einen Freistaat Oberschlesien warb.

Nach der Entscheidung 1919 ob Cieszyn Schlesien zu Polen oder zur Tschechoslowakei gehören sollte, knüpfte Kożdoń Kontakte zu führenden tschechoslowakischen Politikern: Präsident Tomáš Garrigue Masaryk, Ministerpräsident Karel Kramář, Außenminister Edvard Beneš und künftiger Ministerpräsident Vlastimil Tusar. Sie versprachen ihm, dass Schlesien innerhalb der Grenzen der Tschechoslowakei politische Autonomie haben würde. Im Dezember 1939 organisierten Nazi-Deutsche eine Polizeizählung, bei der sich 157.000 Bürger des Cieszyn-Schlesiens zum „Szlonzakischen Volk “ (Volk der Schlonsaken) erklärten und 184.000 Szlonzakisch (Schlonsakisch) zu ihrer Muttersprache erklärten. Die Deutschen legalisierten weder die Aktivitäten der Schlesischen Volkspartei noch setzten sie Kożdoń als Bürgermeister wieder ein. Die Deutschen nutzten die immense Popularität der Parteiideale zum Zwecke der Germanisierung.

Josef Koždoň, langjähriger Bürgermeister von Tschechisch Teschen.   

Rudolf Steiner (1861 bis 1925) – Philosoph.

Rudolf Steiner (1861 bis 1925) – Philosoph.
 

Im 01.01.1921 erschien der „Aufruf zur Rettung Oberschlesiens“. Darin reflektiert er die sog. Aufstände - es ist ein Manifest für kulturelle Autonomie. Der Anthroposoph Steiner entwickelt dabei die Idee der Sozialen Dreigliederung mit drei Bereichen der Gesellschaft.

  • das Geistesleben, das Bildung, Wissenschaft, Religion und Kultur umfasst. In diesem Bereich geht es um die Entfaltung der individuellen Fähigkeiten der einzelnen Menschen und ihrer gegenseitigen Förderung.
  • das Rechtsleben, in welchem die mündigen Menschen mit Hilfe von Gesetzen die allgemein-menschlichen Fragen wie innere Sicherheit demokratisch regeln.
  • das Wirtschaftsleben, welches auf vertraglichen Vereinbarungen basiert und Produktion, Handel und Konsumtion umfasst.

Die drei Bereiche orientieren sich am Ideal der Französischen Revolution: die Freiheit dem Geistesleben; die Gleichheit dem Rechtsleben; die Brüderlichkeit dem Wirtschaftsleben. 

Dieter Przewdzing (1944 bis 2014) – Politiker.


Er forderte wirtschaftliche und steuerliche Autonomie und wurde 2014 für diese Forderung brutal ermordet. Der oder die Täter werden wohl nie gefasst, eines scheint jedoch sicher zu sein, Dieter Przewdzing sollte mundtot gemacht werden. Das Feuer der Autonomieforderung sollte erlöschen und gerade bei der deutschen Minderheit nicht um sich greifen. Es ist der erste politische Mord in Zusammenhang mit der Forderung nach regionaler und kultureller Selbstbestimmung. Hier wollen wir an ihn erinnern. 

Dieter Przewdzing, langjähriger Bürgermeister von Deschowitz, Woiwodschaft Oppeln und Angehöriger der schlesisch-deutschen Volksgruppe mit zahlreichen Ehrungen.

Kazimierz Kutz (1929 bis 2018) – Regisseur, Autor und Politiker.

 

"Bei kultureller Autonomie sollte die Bundesrepublik Deutschland allen in Polen lebenden  Schlesiern die deutsche Staatsangehörigkeit erteilen". Das war eine seiner Forderungen. Dann würden in Polen nicht nur etwa 300.000 Doppelstaatler leben. Bei der Volkszählung 2011 haben sich 148.000 polnische Staatsbürger als Deutsche und 847.000 als nationale Schlesier identifiziert, einer offiziell nicht-existente Nation.  

Als sein Hauptwerk aus den 1970er Jahren gelten die Schlesischen Tragödien, Sól ziemi czarnej (Salz der schwarzen Erde), Perła w koronie (Die Perle in der Krone) und Paciorki jednego różańca (Wie Perlen im Rosenkranz). Helden sind oberschlesische Bergarbeiter. Die drei Filme passten ausgezeichnet in die Zeit in der die Volksrepublik lancierte These, dass Oberschlesien eine urpolnische Region sei, die sich über mehrere Jahrhunderte hinweg lediglich unter preußischem/deutschem Joch befunden habe. Die Deutschen wurden in den Filmen meistens als fremdes Element und negative Protagonisten dargestellt. Dieses einseitige Bild der regionalen Geschichte bleibt bis heute bei vielen Polen fest verankert.                Kutz galt als einer der Galionsfiguren der Schlesischen Autonomiebewegung (RAŚ). 

Dariusz Dyrda (1964 bis 2021) –
Autor, Journalist und Politiker. 


"Ohne kulturelle Autonomie gibt es in Oberschlesien keine freie und unanhängige Presse und Medien", so Dariusz Dyrda vor seinem Tot. Durch politischen Druck der nationalistisch, konservativ, und populistischen PiS-Partei (poln.: Prawo i Sprawiedliwość, dt.: Recht und Gerechtigkeit) hat im Dezember 2020 die Verlagsgruppe Passau ihr Polengeschäft 20 Regionalzeitungen, 120 Lokalblätter und 500 Internetportale, darunter auch die Nowa Trybuna Opolska an den staatlich kontrollierten Ölkonzern PKN Orlen verkauft. Auch wurden Chefredakteure ausgetauscht. Damit führt Polen Pressezensur ein und „gelenkte Demokratie” entsteht, Negativ-Vorbild ist dabei Ungarn.            Dariusz Dyrda, Redakteur der Tageszeitungen, z. B. Jaskółka Śląska (Schlesische Schwalbe) und „Ślůnski Cajtung”, ab 2018 Chefredakthure vom „Echo”. 2002 Stadtrat von Tichau.                             


Einer der herausragenden Köpfe der Schlesischen Autonomiebewegung (RAŚ).   

Robert Starosta aus Würzburg/Franken.


Die belarussische Aktivistin Swetlana Tichanowskaja, erhielt für 2022, mit zwei Mitstreiterinnen den europäischen Karlspreis. Sie ist für mich ein Vorbild, um mich genauso, aus dem Ausland für kulturelle Autonomie für das Heimatland Oberschlesien einzusetzen.

Robert Starosta (52) geb. in Oppeln, Bundestagsdirektkandidat 2021 für die Partei Freie Wähler (www.robertstarosta.de)


Stefan Labus aus Schweinfurt.


Kulturelle Autonomie schafft eine Grundlage für gleichwertige Lebensverhältnisse, ähnlich wie in Deutschland zwischen den Bundesländern, zwischen Oberschlesien und Polen. Bei Grundleistungen der Daseinsfürsorge wie z. B. Gas-, Wasser-, Elektrizitätsversorgung, Krankenhäuser. Die unnötige und willkürliche Stadterweiterung von Oppeln wäre so nicht möglich gewesen und die wichtigen Steuereinnahmen des Heizkraftwerks Elektrowniana Opole S A blieben bei der Gemeinde Groß Döbern. Bei Bildung und Kultur muss sich Warschau raushalten.

Stefan Labus (geb. 1953 in Nowy Bytom / Friedenshütte)
Unternehmer, Stadtrat und Vorsitzender der Freien Wähler Schweinfurt. Labus ist Träger des Bundesverdienstkreuzes am Bande. 

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